Ich schreibe heute ein paar Worte zur Gleichstellung. Der Anlass: die Beisetzung von Prinz Philip am gestrigen Tag.
Es ist bemerkenswert, wie in der Berichterstattung zur Beerdigung regelrecht unisono herausgestellt wird, wie schwierig es wohl gewesen sein muss Ehemann von Queen Elisabeth II. gewesen zu sein. Der Prinz musste immer 2 Schritte hinter seiner Gattin laufen und auch sonst spielte er, so wurde das formuliert, immer nur die „zweite Geige“.
In solchen Situationen wundere ich mich, ob dieselben Worte für Elizabeth benutzt worden wären – wenn Philip König und sie seine Gattin gewesen wäre? Vermutlich nicht. Denn: Männer an der Spitze sind ‚normal‘.
Berichterstattungen wie diese sind unzeitgemäß. Die fehlende kritische Reflexion gepaart mit einer immensen Reichweite dieser Medien ist ärgerlich – denn hier werden stereotypische Rollenbilder weiter gefestigt.
Als Oberbürgermeisterin von Braunschweig – ich wäre die zweite Frau seit dem II. Weltkrieg, die hier dieses Amt bekleiden dürfte – wird es mir daher ein Anliegen sein, Gleichstellung deutlich voranzubringen. Das gilt insbesondere für die Besetzung von Führungsstellen in der Braunschweiger Verwaltung und in den kommunalen Gesellschaften.
Die Verwaltungsspitze hat 8 Dezernate – ganze 2 davon sind mit Frauen besetzt. Auch in den Fachbereichs- und Referatsleitungen sind Frauen unterrepräsentiert; alle bis auf 2 Aufsichtsratsvorsitze der städt. Gesellschaften oder Beteiligungen werden von Männern bekleidet. Nur 1 kleine städt. Gesellschaft wird von einer Frau geleitet.
Neben der Gleichstellung ist es mir aber auch ein besonderes Anliegen, die vielfältige Stadtgesellschaft auch bei den Mitarbeitenden der Verwaltung zu repräsentieren. Der Anteil von Menschen mit direkter oder in der engeren Familie vorhandenen Migrationsgeschichte ist verschwindend gering.
Beides möchte ich – im Falle meiner Wahl – deutlich verändern. Ich werde mir Ausschreibungen genau anschauen; mit den Gremien eng zusammenarbeiten, die Personalentscheidungen treffen; will Fortbildungen und Schulungen als Instrumente einsetzen, um einen Kurswechsel einzuleiten und neue Akzente zu setzen.
Dafür stehe ich.
Eure Tatjana